Kapitel 1: Einleitung

1.1 Was ist Pickleball?

Pickleball ist eine junge Rückschlagsportart, die Elemente aus Tennis, Badminton und Tischtennis verbindet. Gespielt wird auf einem kleineren Feld als beim Tennis (Badminton-Doppelfeld-Größe), mit einem Paddel (fester Schläger ohne Bespannung) und einem gelochten Kunststoffball. Durch die kleinere Spielfläche, die vereinfachte Technik und die leichtere Ballgeschwindigkeit ist Pickleball besonders einsteigerfreundlich und schnell erlernbar.

Ursprünglich in den USA in den 1960er Jahren entwickelt, hat Pickleball dort in den letzten Jahren ein enormes Wachstum erfahren. Inzwischen gilt es als eine der am schnellsten wachsenden Sportarten weltweit. Auch in Deutschland verbreitet es sich zunehmend in Vereinen und Freizeiteinrichtungen.

1.2 Bedeutung für den Vereinssport

Pickleball eignet sich hervorragend, um neue Zielgruppen für den Verein zu gewinnen und bestehende Mitgliedergruppen zu binden:

  • Kinder und Jugendliche profitieren von den niedrigen technischen Einstiegshürden und den spielerischen Elementen.
  • Erwachsene finden eine attraktive Alternative oder Ergänzung zu Tennis und Fitnessangeboten.
  • Senioren können durch die moderaten Belastungen, die übersichtliche Spielfläche und die sozialen Interaktionen aktiv und gesund bleiben.

Für Vereine bietet Pickleball die Möglichkeit, niederschwellige Sportangebote zu schaffen, die sowohl im Breiten- als auch im Gesundheitssport verankert werden können. Pickleball lässt sich zudem hervorragend in Präventions- und Rehabilitationskonzepte integrieren.

1.3 Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Tennis und Badminton

Gemeinsamkeiten mit Tennis:

  • Schlagarten: Aufschlag, Return, Volley, Lob, Smash.
  • Grundprinzip: Ball muss über ein Netz ins gegnerische Feld gespielt werden.
  • Taktische Elemente: Angriffe am Netz, Verteidigung von der Grundlinie.

Unterschiede zu Tennis:

  • Feldgröße: Pickleballfeld entspricht in den Außenmaßen einem Badminton-Doppelfeld (13,4 m × 6,1 m), ist also deutlich kleiner als ein Tennisfeld.
  • Netzhöhe: 86 cm in der Mitte, 91,4 cm an den Pfosten.
  • Aufschlag: zwingend von unten (Underhand), diagonal ins Aufschlagfeld.
  • Aufschlagfeld: diagonal, ähnlich wie Badminton, jedoch kürzer (nicht in die Kitchen spielbar).
  • Schläger/Ball: Paddel statt Tennisschläger, gelochter Kunststoffball.
  • Regelbesonderheit „Kitchen“: 2,13 m vor dem Netz darf kein Volley gespielt werden.

Vergleich Badmintonplatz:

  • Feldgröße: identisch (Doppel).
  • Netz: im Badminton 1,55 m hoch, im Pickleball 0,86–0,91 m.
  • Vorderes Feld: im Badminton kurze Aufschlagzone, im Pickleball Nicht-Volley-Zone.
  • Spielweise: Badminton sehr schnell, Pickleball taktischer und kontrollierter.

1.4 Chancen für Trainer:innen

  • Schneller Einstieg: Anfänger erleben schon nach kurzer Zeit Ballwechsel.
  • Gesundheitsförderung: moderate Belastung, geeignet für Prävention.
  • Methodische Vielfalt: bekannte Konzepte aus dem Tennistraining (Play & Stay, Tennis Xpress) adaptierbar.
  • Soziale Komponente: oft Doppel, fördert Teamgeist und Kommunikation.

Kapitel 2: Regeln & Spielfeld

2.1 Spielfeldmaße

Das Pickleballfeld hat dieselben Abmessungen wie ein Badminton-Doppelfeld:

  • Länge: 13,40 m
  • Breite: 6,10 m
  • Einzel- und Doppel: identisch

Das Feld ist in verschiedene Zonen unterteilt:

  • Grundlinien markieren das Ende.
  • Seitenlinien definieren die Breite.
  • Mittellinie trennt die Aufschlagfelder.
  • Kitchen (Nicht-Volley-Zone): 2,13 m vor dem Netz.

2.2 Netz

  • Netzhöhe in der Mitte: 86 cm
  • Netzhöhe an den Pfosten: 91,4 cm

Damit ist das Netz etwas niedriger als im Tennis, aber höher als beim Tischtennis.

2.3 Kitchen – die Nicht-Volley-Zone

  • Sie erstreckt sich 2,13 m (7 Fuß) vom Netz auf beiden Seiten.
  • Regel: Innerhalb der Kitchen darf kein Volley gespielt werden.
  • Der Ball darf dort aufspringen und anschließend gespielt werden.
  • Spieler dürfen die Kitchen betreten, müssen dabei jedoch den Ball nach dem Bodenkontakt schlagen.

2.4 Aufschlag & Return

Aufschlag:

  • Der Aufschlag muss von unten (Underhand) erfolgen.
  • Der Ball wird diagonal in das gegenüberliegende Aufschlagfeld gespielt.
  • Der Ball darf beim Aufschlag nicht die Kitchen oder die Kitchen-Linie berühren.
  • Der Aufschläger steht hinter der Grundlinie.
  • Es gibt nur einen Aufschlagversuch (kein zweiter Aufschlag wie im Tennis).
  • Double Bounce Rule: Nach Aufschlag und Return muss der Ball jeweils einmal aufspringen, bevor er volleyiert werden darf.

Return:

  • Der Return muss diagonal in das gegenüberliegende Aufschlagfeld gespielt werden.
  • Im Gegensatz zum Aufschlag darf der Return in die Kitchen gespielt werden.
  • Auch der Returnspieler darf den Ball nicht volleyieren, sondern muss ihn nach dem ersten Aufsprung schlagen.
  • Taktisch wird der Return häufig tief gespielt, um den Aufschläger am Vorrücken zu hindern.

2.5 Zählweise

  • Gespielt wird meist bis 11 Punkte, ein Team muss mit 2 Punkten Unterschied gewinnen.
  • Turniere können auch bis 15 oder 21 Punkte gehen.
  • Nur das aufschlagende Team kann Punkte erzielen.
  • Der Aufschlag wechselt innerhalb des Teams, bis beide Spieler einmal Aufschlag hatten („Side-Out“).

2.6 Fehlerarten

  • Der Ball ins Aus gespielt wird.
  • Der Aufschlag im falschen Feld oder in der Kitchen landet.
  • Der Ball vor der Rückgabe zweimal aufspringt.
  • Ein Spieler in die Kitchen tritt und dabei einen Volley spielt.
  • Ein Körper- oder Schlägerkontakt mit dem Netz erfolgt.
  • Der Aufschlag nicht korrekt ausgeführt wird.

2.7 Besondere Regeln

  • Doppelspiel: häufigste Spielform, jeder schlägt abwechselnd auf.
  • Einzelspiel: selten, gleiche Feldgröße wie Doppel.
  • Seitenwechsel: erfolgt nach bestimmter Punktzahl (z. B. 6 Punkte im 11-Punkte-Spiel).

Kapitel 3: Trainingswissenschaftliche Grundlagen

3.1 Methodik, Didaktik und Pädagogik

  • Pädagogik: Bildung und Erziehung, übergeordnete Prinzipien.
  • Didaktik: beschreibt das Was – Auswahl und Strukturierung der Inhalte.
  • Methodik: beschreibt das Wie – Vorgehensweise und Unterrichtsformen.

Für Pickleball heißt das:

  • Inhalte orientieren sich an Zielgruppe und Spielniveau.
  • Methoden reichen von Demonstrationen, Spielformen, methodischen Reihen bis zu induktiven Verfahren.
  • Pädagogik umfasst Motivation, soziale Förderung und Fairplay.

3.2 Trainingsprinzipien

  • Belastung und Erholung: Anpassungen erfolgen in der Regenerationsphase (Superkompensation).
  • Progressive Belastungssteigerung (HUDI): Häufigkeit, Umfang, Dichte, Intensität steigern.
  • Kontinuität: Regelmäßiges Training ist entscheidend.
  • Individualisierung: Jeder trainiert nach seinen Voraussetzungen.
  • Periodisierung: Trainingszyklen strukturieren den Aufbau.
  • Vielfalt der Belastungen: Methoden, Spielformen und Druckbedingungen variieren.
  • Langfristiger Aufbau: Besonders bei Kindern und Senioren wichtig.

3.3 Koordinative Fähigkeiten

Koordination ist im Pickleball besonders wichtig.

  • Reaktionsfähigkeit: schnelles Reagieren am Netz.
  • Rhythmisierungsfähigkeit: Schlagrhythmus im Ballwechsel.
  • Kinästhetische Differenzierung: Feinabstimmung der Schlagstärke.
  • Gleichgewichtsfähigkeit: Stabilität bei schnellen Richtungswechseln.
  • Orientierungsfähigkeit: Einschätzen von Ballflug und Position.
  • Kopplungsfähigkeit: Koordination mehrerer Bewegungen.
  • Umstellungsfähigkeit: flexibles Anpassen an neue Situationen.

3.4 Die vier Säulen im Training

  • Technik: Schlaggrundlagen.
  • Taktik: Entscheidungen und Positionen.
  • Athletik: Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Beweglichkeit.
  • Mental: Motivation, Konzentration, Selbstvertrauen.

Ein effektives Training integriert alle vier Säulen gleichzeitig.

3.5 Altersgerechte Aspekte

  • Kinder: lernen über Spiel, Fokus auf Koordination und Spaß.
  • Erwachsene: erwarten schnelle Spielfähigkeit, praxisnahe Spielformen.
  • Senioren: benötigen gelenkschonende Übungen, soziale Einbindung.

Kapitel 4: Technik Pickleball

4.1 Grundlegende Schlagtechniken

Vorhand (Forehand)

  • Treffpunkt vor dem Körper, Schlagfläche leicht geöffnet, lockeres Handgelenk.
  • Varianten: Drive (flach, hart), Dink (weich, kurz in die Kitchen).
  • Methodik: zunächst in reduzierten Drucksituationen üben.
  • Fehlerquellen: zu spätes Treffen, offener Schlägerwinkel.

Rückhand (Backhand)

  • Beidhändig oder einhändig, Schlagfläche stabil, Treffpunkt vor dem Körper.
  • Varianten: Crosscourt für Sicherheit, Longline zum Angriff.
  • Methodik: beidhändig oft einfacher für Einsteiger.
  • Fehlerquellen: Ball zu nah am Körper, fehlende Stabilität.

Aufschlag (Serve)

  • Underhand-Aufschlag unterhalb der Taille, Paddelkopf nach unten.
  • Ziel: diagonal ins gegenüberliegende Feld, tief und sicher.
  • Ball darf die Kitchen nicht berühren.
  • Taktik: sicher beginnen, nicht auf direkte Punkte setzen.
  • Fehlerquellen: falscher Treffpunkt, Ball in Kitchen, Fußfehler.

Volley

  • Kompakte Schlagbewegung, Schläger vor dem Körper, Treffpunkt früh.
  • Varianten: Block-Volley, Punch-Volley.
  • Kitchen-Regel: kein Volley in der Nicht-Volley-Zone.
  • Fehlerquellen: zu große Ausholbewegung, instabile Beinarbeit.

4.2 Bewegungsabläufe

  • Lauf- und Positionierungstechniken: Sidesteps, Cross-Steps, Split-Step. Ziel: schnell an die Kitchen-Linie.
  • Reaktionsfähigkeit und Antizipation: Gegner lesen, Richtungswechsel trainieren.
  • Koordination und Gleichgewicht: tiefer Körperschwerpunkt, stabile Haltung, Übungen mit Agility Ladder.

4.3 Spezielle Schlagtechniken

  • Smash: Treffpunkt über Kopf, klarer Ausholbogen. Einsatz: nach Lob.
  • Drop-Shot: kurzer, weicher Ball in die Kitchen. Spezialform: Third Shot Drop.
  • Lob: offene Schlagfläche, Schwung von unten nach oben. Defensiv oder überraschend.

4.4 Fehlerkorrektur

  • Analyse: Technikfehler, Bewegungsfehler, Taktikfehler.
  • Methoden: Demonstration, sensomotorische Hilfen, Zuspielvarianten, Videoanalyse.

4.5 Fortgeschrittene Techniken

  • Spin: Topspin (Vorwärtsdrall), Slice (flacher Ball).
  • Overhead-Schlag: auch kontrollierte, hohe Schläge als Defensivoption.
  • Block-Schlag: Drives abfedern, Ballwechsel beruhigen.

4.6 Doppelspiel-Techniken

  • Strategien: beide an die Kitchen-Linie, Aufteilung Cross/Longline.
  • Kommunikation: klare Absprachen („meiner – deiner“).
  • Team-Taktiken: Stacking, Targeting, Platzaufteilung.

4.7 Individualisiertes Training

  • Anpassung: Einsteiger = Ballgefühl, Fortgeschrittene = Taktik & Spin, Wettkampfspieler = Matchsimulation.
  • Mentale Aspekte: Selbstvertrauen, Entscheidungsfindung, Konzentration.

Kapitel 5: Taktik Pickleball

5.1 Grundprinzipien

Taktik = richtige Entscheidung zur richtigen Zeit. Ablauf:

  • Wahrnehmen → gegnerische Position und Ball lesen
  • Entscheiden → passende Schlagoption auswählen
  • Handeln → Technik umsetzen

5.2 Spieleröffnung

  • Aufschlag: sicher, hoch und tief ins Feld.
  • Return: möglichst tief zur Grundlinie.
  • Third Shot: Drop in die Kitchen oder Drive zum Druckaufbau.

5.3 Doppelspiel

  • Beide schnell an die Kitchen-Linie.
  • Aufteilung: einer Cross, einer Longline.
  • Absprachen: klare Kommunikation.
  • Strategie: Gegner gezielt auf schwächere Seite anspielen.

5.4 Platzierung

  • Tief in die Grundlinie.
  • Kurz in die Kitchen.
  • In die Mitte → Unsicherheit erzeugen.
  • Crosscourt → sicherster Schlag.
  • Longline → Überraschung.

5.5 Ballwechsel

  • Kontrolle statt Winner.
  • Geduld durch lange Dink-Duelle.
  • Vorbereitungsschläge für Angriffe.

5.6 Schlagvarianten

  • Topspin, Slice, Lob, Drive, Block-Schlag.

5.7 Netzspiel & Kitchen-Strategien

  • Dink-Duelle als taktischer Kern.
  • Crosscourt-Dinks sind sicherer.
  • Druckwechsel nach ungenauen Dinks.
  • Kitchen-Kontrolle entscheidet über Ballwechsel.

5.8 Defensivtaktiken

  • Lob als Notlösung.
  • Reset-Shots (hohe Bälle in die Kitchen).
  • Geduld und Fehler provozieren.

5.9 Spieldynamik & Spieltaktik

  • Gegner lesen.
  • Schwächen ausnutzen.
  • Strategien abhängig von Gegner & Spielstand.
  • Mentale Stärke wahren.

5.10 Taktikmodelle

Ampelmodell:

  • Grün = Angriff
  • Gelb = neutral
  • Rot = Defensive

5.11 Alters- und Zielgruppenaspekte

  • Kinder: Taktik spielerisch vermitteln.
  • Erwachsene: Fokus auf Eröffnung, Netzdominanz.
  • Senioren: Platzierung & Teamspiel.

Kapitel 6: Athletik & Fitness

6.1 Bedeutung

Pickleball erfordert: kurze Bewegungen, schnelle Reaktionen, stabile Schlagpositionen, Balance.

  • Leistungssteigerung
  • Verletzungsprophylaxe
  • Gesundheitsförderung

6.2 Konditionelle Hauptfaktoren

Ausdauer:

  • Basis für lange Ballwechsel.
  • Intermittierende Belastung.
  • Trainingsformen: Cardio-Intervalle, Circuit-Training.

Schnelligkeit:

  • Wichtig für Antritte & Richtungswechsel.
  • Übungen: Agility Ladder, Reaktionsspiele, kurze Sprints.

Kraft:

  • Core, Beine, Schultern trainieren.
  • Empfehlung: 2×/Woche.

Beweglichkeit:

  • Dynamisches Dehnen im Warm-Up, statisches im Cool-Down.
  • Fokus: Hüfte, Sprunggelenke, Schultergürtel.

6.3 Koordination & Gleichgewicht

  • Reaktion, Rhythmus, Differenzierung, Orientierung, Umstellung.
  • Übungen: Fangspiele, Ladder, Balance-Pads.

6.4 Prävention

  • Aufwärmprogramme: Mobilisation, Stabilisation, Aktivierung.
  • Dehnungen: dynamisch vor, statisch nach dem Training.
  • Technikschulung: saubere Technik reduziert Belastung.
  • Trainingssteuerung: Belastung anpassen, Variation einbauen.
  • Erste Hilfe: PECH-Schema.
  • Regeneration: aktiv, passiv, Entspannung, Schlaf.

6.5 Alters- und Zielgruppenorientierung

  • Kinder: Fangspiele, Koordination.
  • Erwachsene: Technik + Fitness.
  • Senioren: gelenkschonend, Balance.

6.6 Fehlerkorrektur

  • Ursachenanalyse, Demonstration, Belastung anpassen.

6.7 Fortgeschrittenes Training

  • Schnelligkeitsausdauer: 15–30 Sek. Intervalle.
  • Kraftausdauer: Zirkel mit vielen Wdh.
  • Plyometrie: Sprünge (nur Fortgeschrittene).

6.8 Praxisnahe Übungen

  • Warm-Up: Lauf-ABC, Reaktionsspiele.
  • Cardio: „Lucky Dog Shuffle“, schnelle Volleys.
  • Kraft & Core: Theraband, Planks, Kniebeugen.
  • Beweglichkeit: Dehnen, Blackroll, Atemübungen.

6.9 Doppelspiel-Athletik

  • Diagonale Bewegungen, schnelles Vorrücken.
  • Koordination mit Partner.
  • Fehler vermeiden durch saubere Laufwege.